Der Glaube als Motor des Engagements

Bild: Propst Jürgen Quante erläuterte, warum die drei Pfarreien und das Stadtkomitee der Katholiken das Stadtkonzil initiiert haben.

Recklinghausen. Das hatten sich die Organisatoren des Stadtkonzils in Recklinghausen anders vorgestellt. Um Punkt 13 Uhr sollten in der Stadt alle Kirchenglocken läuten und rote Luftballons aufsteigen, die seit Donnerstag an 89 Orten der Barmherzigkeit befestigt waren. Sichtbare und hörbare Zeichen für alle Menschen, dass sich Kirche in Recklinghausen bewegt. Doch das Wetter machte diesem Vorhaben einen dicken Strich durch die Rechnung. Denn kurz vor dem Startpunkt begann es, in Strömen zu regnen. Auf die Schirme prasselten die Tropfen so laut, dass das Glockengeläut nicht zu hören war. Und auch die Ballons konnten bei der Wetterlage nicht in den Himmel steigen.

Zuvor hatten die drei Pfarreien und das Stadtkomitee der Katholiken als Organisatoren des Stadtkonzils mit einer offiziellen Veranstaltung im Rathaussaal ihr Vorhaben gestartet. Vor 140 geladenen Gästen aus unterschiedlichen Bereichen von Gemeinden, Parteien, Integrationsrat bis zu Gewerkschaften stellte Propst Jürgen Quante das Konzept des Konzils vor. „Nach dem Motto ‚sehen – urteilen – handeln‘ wollen wir nicht nur mit unseren Gruppen und Gremien, sondern mit allen Menschen ins Gespräch kommen.“ Ein Fragebogen soll die Grundlage für eine Analyse sein, wo Kirche in dieser Stadt steht. „Daraus werden wir Schlüsse ziehen und es werden sich Handlungsoptionen ergeben“, so Quante.

Bürgermeister Tesche: Kirche ist gut und tut gut

Ein dreizehnminütiger Film, in dem verschiedene Menschen zu Themen wie „Glaubst du an Gott?“, Kirchenkritik, zu Veränderungen in der Kirche und zu Ideen für Kirche in Recklinghausen befragt wurden, machte deutlich, wie vielschichtig das Thema ist. „Es ist so komplex, weil unsere Gesellschaft immer komplexer wird“, stellte auch Bürgermeister Christoph Tesche in seinem Grußwort fest. Für ihn sei es wichtig, sich als Christ öffentlich zu bekennen. „Vielleicht ist dies auch einer der Ansätze. Denn Kirche wird gebraucht. Sie steht gegen Ausgrenzung und Diffamierung und für Integration“, ist er überzeugt. Wichtig sei es, dass Christen nicht schweigen, sondern das Wort ergreifen.

Für ihn sei der Glaube ein Fundament. „Kirche ist für unsere Stadtgesellschaft immanent wichtig. Kirche ist gut und tut gut“, sagte Tesche.

In seinem Vortrag schlug Prof. Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZDK), eine ähnliche Richtung ein. „Die Selbstverständlichkeit, mit der man seinen Glauben lebte, ist zurückgegangen. Das Glaubensleben ist stiller geworden. Wir haben es heute mit einer scharf antichristlichen Stimmung zu tun“, sagte Sternberg. Doch es sei wichtig, über den Glauben zu sprechen, der Gesellschaft zu zeigen, dass er der Motor des Engagements beispielsweise in der sozialen Arbeit sei. Kirche sei heute noch einmal anders gefragt als früher. „Immer wichtiger ist der Aspekt, wie wir zu einer Wertebildung beitragen können. Da ist der Religionsunterricht einer der Orte, wo dieses Bewusstsein gespeist wird“, meinte er.

Montag, 20. Juni 2016, 13:36 • Verfasst in Recklinghausen

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