Solange ich arbeiten kann, bin ich zufrieden

Recklinghausen. Karel Studnar ist ein sehr leiser Vertreter seiner Zunft. Als Mitglied des Vestischen Künstlerbundes drängt es den Künstler niemals in den Vordergrund, geschweige ins Scheinwerferlicht. Und dennoch musste er sich in diesen Tagen dem Blitzlichtgewitter stellen. Er ist der diesjährige Preisträger des Vestischen Künstlerbundes. 26 Künstler hatten sich unter dem Thema „Schatten“ um die Trophäe beworben. Mit seinem Werk „Schatten der Erinnerung“ überzeugte der gebürtige Tscheche die Jury. Ausgangspunkt des Werks ist ein 1969 gedrehter Film, der sich mit dem Umgang des kommunistischen Regimes mit Andersdenkenden beschäftigt. „Natürlich wurde der Film sofort verboten“, erinnert sich Studnar. Erst 20 Jahre später – nach dem Fall des Eisernen Vorhangs – konnte der Film in Prag seine Uraufführung feiern. Für Karel Studnar eine Möglichkeit, sich mit seinen eigenen Dämonen zu beschäftigen. „Je älter ich werde, desto mehr nimmt mich das Thema Erinnerung gefangen“, bekennt der 67-Jährige. Er wählte diesen Film zum Ausgangspunkt seines eigenen Werks, filmte ihn durch eine matte Folie erneut ab. Verwaschen, konturlos – Erinnerungen eben. „Man kann nicht erkennen, worum es geht“, erklärt Studnar. Und das ist es, worum es ihm geht. In der Erinnerung erkennt er oftmals Lüge. „Da wird geschönt, weggelassen, was nicht so angenehm ist und dazu erfunden.“

1970 nach dem Einmarsch der Russen flieht Karel Studnar mit seiner Frau Olga aus seiner Heimat, landet in Zirndorf bei Nürnberg und anschließend im Auffanglager Unna-Massen. „Innerhalb kürzester Zeit waren wir in Recklinghausen“, erinnert sich der Immigrant. Seit 1998 ist er Mitglied des Vestischen Künstlerbundes.

„Ich mache das, was mir Spaß macht. Für mich ist es wichtig, dass ich arbeiten kann und Ideen habe, die mich beschäftigen.“ Ein Preis ist dem vielseitigen Künstler dabei herzlich egal. „Solange ich arbeiten kann, bin ich zufrieden.“

Wer jetzt neugierig geworden ist, hat in etwa drei Wochen Gelegenheit, die Film-Installation zu sehen. Das Sonntagsblatt wird berichten.

Montag, 6. Dezember 2010, 14:08 • Verfasst in Recklinghausen

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