Politiker zum Kraftwerk: Erst Pläne auf den Tisch

Marl/Haltern (eib). Es ging schleppend los und endete nach zwei Stunden in Hektik, persönlichen Angriffen und Zwischenrufen. Ansonsten brachte die Podiumsdiskussion zum Thema Kraftwerksbau im Chemiepark nichts Neues. Sieht man mal von dem unterschiedlichen Engagement ab, mit dem sich die acht Bewerber für das Marler Bürgermeisteramt für ihre Position einsetzten.

Kritischer Gegenwind kam wie erwartet aus Haltern. Dort, so befürchten die Gegner des geplanten Kraftwerkes, sind die negativen Auswirkungen am ehesten zu spüren. Doch um die ging es nur ganz am Rande. Im Mittellpunkt stand die Frage, ob der Chemiepark so ein großes Kraftwerk (900 MW) braucht. Die Halterner Bürgerinitiative für Lebensqualität und Umweltschutz (BLU) hatte ins Marler Pfarrheim St. Franziskus eingeladen, das die fast 200 Besucher kaum fassen konnte.

Und das sind die Positionen der Bürgermeisterkandidaten:

Anke Ronge (CDU): Befürworterin des Kraftwerks, „aber nicht ohne wenn und aber“. Man müsse die Argumente austauschen, um zu einem richtigen Ergebnis zu kommen.

Siegfried Schönfeld (Bündnis 90/Die Grünen): Ein 300 MW-Kraftwerk reiche aus, ein Kohlekraftwerk sichere keine Arbeitsplätze bei Auguste Victoria sondern bringe Importkohle nach Marl.

Friedrich Dechert (Wir für Marl): „Wir theoretisieren nur um die Wette. Wir warten ab, was kommen soll und das werden wir prüfen.“

Claudia Flaisch (Linke): Die drei bestehenden Kraftwerke reichten aus. Wenn etwas Neues gebaut werden sollte, dann ein Gaskraftwerk.

Robert Heinze (FDP): Chemiepark ja, Kraftwerk nein – das ist ein Widerspruch. Eine eigenständige Versorgung mit Energie und Dampf ist das Entscheidende.

Werner Arndt (SPD): Zur Sicherung des Standortes müssen die alten Anlagen durch moderne ersetzt werden. Was gebaut werde, hänge von den Gutachten ab.

Johannes Westermann (Wählergemeinschaft Die Grünen Marl): „Wir lehnen das Kraftwerk ab.“ Es gehe in der Diskussion nicht um die Wirtschaftlichkeit des Standortes, sondern um die Gesundheit für die ganze Region.

Uta Heinrich (Amtsinhaberin, Unabhängige): „Der Chemiepark ist auf sichere und preiswerte Energie angewiesen.“ Mit einem neuen Kohlekraftwerk tue man auch etwas für den Umweltschutz.

Zwei Stunden lang konfrontierten die Zuhörer die Kandidaten mit Angriffen, Fragen, Behauptungen. Dabei geriet zuletzt Werner Arndt immer mehr in den Mittelpunkt, der sich (wie auch die Bürgermeisterin) auf die Aussage zurückzog, man wisse noch gar nicht, was genau gebaut werden solle, werde aber alles ausführlich prüfen und entscheiden. Damit müssten dann auch die Halterner leben.

Anke Ronge und Claudia Flaisch erlebten das schon nicht mehr. Die eine hatte nach 40 Minuten einen weiteren Termin, die andere ging nach 80 Minuten.

Samstag, 22. August 2009, 15:16 • Verfasst in Marl, Haltern

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